Als Walter Gropius 1928 densechs Jahre jüngeren Schweizer Architekten Hannes Meyer zu seinem Nachfolgerernannte, hatte er eine Neuausrichtung des Bauhauses im Sinn. Zwar war Meyer,als er ein Jahr zuvor als Leiter der neu gegründeten Architekturabteilung ansBauhaus geholt worden war, zunächst nur die zweite Wahl – ursprünglich hatteGropius den holländischen Architekten Mart Stam im Sinn –, doch obwohl Meyerbis dahin nur wenig gebaut hatte, war er in den Zwanziger-Jahren zu einem derbekanntesten Architekten des Funktionalismus geworden. Auch sein Werdegangentsprach dem Ideal, das Gropius in seinem Manifest formuliert hatte: DerKünstler soll, schrieb Gropius, am besten damit beginnen, ein Handwerk zuerlernen. Meyer, Sohn eines Architekten, war gelernter Maurer und Steinmetz.Als Werkstattleiter verkörperte er die ideale Mischung aus Werk- undFormmeister, wie sie von Gropius im ursprünglichen Schema der Lehre in Weimarfestgelegt worden war. Doch obwohl Meyer die von Gropius erhoffteNeuausrichtung der Lehre und der Werkstätten weitgehend gelang, zeigten sichzwischen Gropius und seinem Nachfolger bald deutliche ästhetische undpolitische Differenzen.